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Warum Geschenke entzücken

| 7 min.

Das Ende des Jahres ist immer ein beliebter Moment, um auf Vergangenes zurückzublicken. Wir haben uns dem Thema Geschenke gewidmet und das HK-Team gefragt, welches Präsent zu Weihnachten noch heute mit besonderen Erinnerungen verbunden ist.

Herausgekommen ist eine bunte Sammlung ganz persönlicher Anekdoten, die den Zauber des Beschenktwerdens aus sechs Jahrzehnten miterleben lässt. Vielleicht finden Sie ja auch Ihren Geschenke-All-Star darin wieder!

(Gezeichnet wurden die einzelnen Präsente übrigens von unserer Grafikerin Marie Schirra.)

Malte, 32

Mit circa 8 bis 12 Jahren war ich ein totaler Lego-Fanatiker, mein Zimmer war ein einziges Legoland. Auf meinem Wunschzettel stand deshalb immer ein großes Set, wie eine Ritterburg oder ein Western-Fort. Schwierig war nur, dass der neue Lego-Katalog schon im September herauskam. Ich blätterte also von September bis Heiligabend Tag für Tag durch das Heft, suchte mir zusammen, was ich unbedingt haben wollte und stellte mir vor, was ich damit anstellen könnte. Eine ewig lange Zeit, aber das Warten lohnte sich! Was auch unter dem Baum lag, mein Bruder und ich bauten es direkt auf und spielten so lange damit, bis uns der Ordnungssinn packte und wir alle Teile in einzelne Kisten sortierten. Ich drehte sogar kleine Stop-Motion-Filme mit der Kamera meiner Mutter von Schlachten oder Schlägereien im Saloon. Leider sind die Videos überspielt worden, aber mit der Lego-Sammlung können irgendwann mal meine Nichten oder meine eigenen Kinder spielen.

Ein Lego-Cowboy

Rebekka, 37

Mit 11 oder 12 hatten mein Bruder und ich nur ein Geschenk im Sinn: Die Spielkonsole Sega Mega Drive! An Heiligabend bei unserer Mutter lag sie jedoch nicht unterm Baum. Krisensitzung! Wir trafen uns zur geheimen Konferenz im Bad und beschlossen, wenn wir sie nicht am darauffolgenden Tag von unserem Vater geschenkt bekämen, legen wir unser Erspartes zusammen und kaufen sie selbst. Doch unser Vater führte uns an der Nase herum. Es gäbe nur Kleinigkeiten dieses Jahr, er habe so wenig Geld, behauptete er. Mit einem Buch und einer Wärmflasche in den Händen mimten wir die Verständnisvollen und schluckten unsere Enttäuschung runter. Erst nach der Bescherung fanden wir ein noch verpacktes Paket versteckt unter einem Tisch. „Macht es doch mal auf, das habe ich vergessen!“ Drin war, na klar, die heiß ersehnte Konsole! Ich habe geweint vor Glück.

Eine Spielekonsole mit Controller

Marie, 21

Ich bin ein absoluter Stofftierfan und brauche jede Nacht ein Kuscheltier an meiner Seite. Das führt aber auch zu einem gewissen Verschleiß. Als ich circa 12 Jahre alt war, waren alle meine Plüschtiere totgekuschelt und mein Bruder weigerte sich, mir eins aus seiner Sammlung auszuleihen. Deshalb war mein größter Wunsch ein neues Kuscheltier – schön groß und schmuseresistent. Da aber hochwertige Modelle, die nicht direkt kaputtgehen, sehr teuer sind, musste meine Mutter aktiv werden. Sie schnappte sich Wolle, Plüsch und Nadeln und häkelte los. Mein Bruder bekam einen Igel, meine Schwester ein Axolotl (ein besonders freundlich aussehendes Wassertier) und ich ein Schäfchen, das ich Mouton, Französisch für Schaf, nannte. Sie hat dafür ein Dreivierteljahr gebraucht, aber es hat sich gelohnt. Mouton weicht mir noch heute nachts nicht von der Seite.

Ein Schaf-Stofftier

Constanze, 50

Sie war blond und hieß Sonja: Eine Puppe, die laufen und sprechen konnte. Ich muss vielleicht 6 Jahre alt gewesen sein, aber ich erinnere mich noch wie heute an diese Bescherung. Die Wohnzimmertür ging auf und Sonja kam plappernd auf mich zugelaufen! Sie war mit ihrem halben Meter gefühlt fast so groß wie ich. Ich war total hin und weg. Auf dem Rücken hatte sie ein Fach, in das man die kleinen Sprach-Schallplatten einlegen konnte. Eine enthielt sogar ein Lied, das sie trällerte. Und am liebsten zog ich ihr eine rot-blau-karierte Latzhose an. Ich habe diese Puppe noch heute – samt der Platten. Meine Tochter hat auch gern damit gespielt. Und obwohl ich ihr natürlich mal den Pony ein bisschen gestutzt habe und sie im Gesicht vielleicht noch ein paar Schminkreste hat, würde sie sicherlich auch noch meinen Enkeln Freude machen.

Eine Puppe

Johanna, 13

Das Geschenk, über das ich mich am meisten gefreut habe, war meine erste Kamera. Eine lila Digitalkamera, mit der ich direkt am Weihnachtsfest alles fotografiert habe, was mir vor die Linse kam: Oma, Opa, Mama, meinen Bruder, sämtliche Kuscheltiere und meinen Papa, der den ganzen Abend das Playmobil-Schiff zusammenzubauen musste, das mein Bruder und ich geschenkt bekommen hatten. Weil meine Großeltern auf einem Bauernhof leben, habe ich natürlich auch vor den Tieren nicht Halt gemacht. Pferde, Hunde, Katzen – mir war ganz egal, ob die Bilder was werden, ich habe einfach nur „klick, klick, klick!“ gemacht. Die Kamera nutze ich auch heute noch! Zum Beispiel, weil wir auf Klassenfahrt unsere Handys nicht mitnehmen dürfen.

Eine rote Kamera

Oli, 57

Mir sind noch viele Geschenke in Erinnerung, die mir in meinem Leben gemacht wurden. Je älter ich wurde, desto stärker wuchs die Bedeutung der ideellen, aber als ich Kind war, waren es natürlich die Dinge, die mich verzückten. Und da steht eines ganz groß im Zentrum des gedanklichen Rückspiegels: Ich war etwa 8, als es unter – oder besser: neben – dem Weihnachtsbaum stand. Ein Bonanza-Rad, orangefarben, Bananensattel, Chopper-Lenker. Es war wirklich das Coolste, was man haben konnte. Es stand vor allem für das Coolste, was man sein konnte (eben nicht das, was man war). Fortan beschäftigte ich mich vor allem damit, das Rad zu haben, daran herumzubauen, mich mit ihm zu zeigen. Besonders toll fand ich, dass mein Klassenkamerad und Freund Wolf parallel auch ein solches Bonanza-Rad geschenkt bekommen hatte. Wenn wir nebeneinander herfuhren, war das von einer erhebenden Wucht.

Ein rotes Fahrrad

Sylvie, 22

Als ich etwa 11 oder 12 war, haben alle um mich herum Lego gesammelt. Also hatte ich bewusst etwas anderes vor: Eine Playmobilsammlung, die die Welt noch nicht gesehen hat! Ich besaß schon viele Figuren und Bauteile – mir fehlte aber noch ein Prunkstück: Das Piratenschiff. Damals haben meine Geschwister und ich immer Wunschzettel bei meiner Mutter abgegeben. Ich war also sehr gespannt, ob ich das Schiff bekommen würde. Als ich das Geschenk dann auspackte, freute ich mich wahnsinnig. Es wirkte, wie ein großes Modellschiff, samt Piraten, Schatztruhe und Kanonen. Meinen Plan, die größte Playmobil-Sammlerin aller Zeiten zu werden, habe ich dann zwar nach ein oder zwei Jahren abgelegt. Aber zusammen mit meinen Geschwistern habe ich oft mit dem Schiff gespielt, Burgen angegriffen und Schlachten nachgestellt. Als es dann irgendwann nur noch herumstand, haben wir es an eine Grundschule verschenkt.

Ein Playmobil-Pirat

Michel, 37

Wenn ich an ein besonderes Weihnachtsgeschenk denke, fällt mir die Lego-Eisenbahn ein, die ich mit 7 oder 8 Jahren bekommen habe. Man muss dazu sagen: Mein Zimmer war nicht unaufgeräumt, es war bis auf den letzten Quadratzentimeter zugebaut. Das Ganze um eine Eisenbahn samt Schienen zu erweitern, war perfekt. Was mir als kein großer Fan des weihnachtlichen Konsumrauschs aber viel wichtiger ist, ist, dass ich meine besten Freundinnen jedes Jahr um die Feiertage herum treffe, wenn wir alle zu unseren Familien nach Dresden fahren. Befreundet sind wir seit der Schule, vor allem die Abizeitung, die wir zusammen gemacht haben, hat uns zusammengeschweißt. Und obwohl wir uns meist ein ganzes Jahr lang nicht gesehen und manchmal auch nichts voneinander gehört haben, ist die Atmosphäre direkt wieder wie früher. Man quatscht miteinander, freut sich über den Moment – und Weihnachten ist in dem Fall dann eigentlich nur Mittel zum Zweck.

Eine grüne Lockomotive

Ilona, 49

„Liebe Mama, als Allererstes möchte ich mich bei dir bedanken, dass du so eine tolle Mama bist.“ Mit diesem Satz beginnt die Weihnachtskarte, die mir mein Sohn Paddy mit etwa 14 oder 15 Jahren geschenkt hat – für mich eines der tollsten Geschenke, das ich jemals bekommen habe. Die Karte ist nichts Besonderes, ein Standard-Exemplar mit Tannenbäumen und Geschenken. Überwältigend schön war aber der Text, der darin stand. Er schrieb, dass ich für ihn und seine Brüder immer das Beste will, egal, wie es mir geht, und dass er zu schätzen weiß, dass wir uns immer schnell wieder vertragen, auch wenn wir uns mal streiten. So einfach diese Freude, die er mir gemacht hat, so einfach lässt sich auch meine Reaktion zusammenfassen: Ich habe ein Tränchen verdrückt und mich meines Lebens gefreut.

Ein geöffneter Briefumschlag, darin ein Brief mit der Aufschrift "Frohe Weihnachten". Auf dem Umschlag steht "für Mama"

 

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