Zwischen Layouts und Lehrbüchern

von | 8. Mai 2025

Sylvie, was hat dich dazu bewogen, neben deiner Arbeit als Designerin ein Studium zu beginnen?

Sylvie Kenakale: Nach zwei Jahren, in denen ich mich nach der Ausbildung bei Hauptsache Kommunikation stolz und ganz offiziell Mediengestalterin nennen durfte, kristallisierte sich heraus, dass ich neben der grafisch-kreativen Seite meines Berufes ein starkes Interesse an den theoretischen, strategischen und wissenschaftlichen Hintergründen ganzheitlichen Marketings habe.

Und so beschloss ich nochmal die „Schulbank zu drücken“.

Wie schaffst du es, Arbeit und Studium unter einen Hut zu bekommen?

Kenakale:Mein Studium läuft online, per Live-Vorlesung. Das heißt, an ausgewählten Tagen unter der Woche abends habe ich Vorlesungen. Samstags auch tagsüber.

Vorlesungen vor- und nachbereiten, lernen, Hausarbeiten schreiben – dafür ist Zeit irgendwo zwischen Arbeit, Uni und Privatleben.

Wie hast du dich für dein Studium entschieden?

Kenakale: Das Fach „Marketing und digitale Medien“ war schnell für mich klar. Für die FOM, eine Hochschule, die deutschlandweit Standorte – unter anderem in Frankfurt – hat, habe ich mich entschieden, weil sie einen guten Ruf hat und abends und samstags Veranstaltungen anbietet.

Außerdem hat sie einen sehr guten Online-Campus. Man arbeitet sich nicht einfach in Eigenregie durch Skripte und schreibt am Ende des Semesters Klausuren, wie das bei vielen Fernstudien der Fall ist – sondern kann während der Online-Veranstaltung interagieren, Fragen stellen etc. und sich außerdem jede Veranstaltung als Aufzeichnung ansehen.

Was sind die größten Herausforderungen, die du durch die Doppelbelastung erlebst?

Kenakale: Ich gebe zu, obwohl ich vorher genau wusste, was mich erwartet, traf mich der Workload unerwartet. Es ist doch immer etwas anderes, mittendrin zu sein, als die Strecke auf einer Karte zu begutachten.

Auch die geistigen Sprünge zwischen Arbeit und Studium: Wenn ich tagsüber an verschiedenen Kundenprojekten arbeite, eine Stunde Pause habe und mich abends wieder einem ganz anderen Thema widmen muss, ist das ziemlich herausfordernd.

Aber schon in der ersten Vorlesung sah ich meine Entscheidung bestätigt und dass das Studium mir genau das Wissen vermitteln kann, hinter dem ich her bin. So lerne ich neben Marketing auch viel über Zeitmanagement, Organisation und besonders wichtig: Pausen.

Gibt es Dinge, die du durch das Studium bereits in deiner Arbeit umsetzen konntest?

Kenakale: Ja, absolut! Ich lerne viele neue Methoden, etwa wie man Zielgruppen definieren kann, Analysen erstellt, einen sauberen Workflow umsetzt.

Es ist, als ob man viele Mini-Steps und Details zusammenträgt für den fiktiven Idealfall, dass man alles Budget der Welt zur Verfügung hätte.

Also quasi wie eine erweiterte Tool-Box, auf die man zurückgreifen kann – je nachdem, was von Kundenseite gewünscht wird.

Und umgekehrt: Inwiefern hilft dir deine Praxiserfahrung als Mediengestalterin im Studium?

Kenakale: Auch sehr, weil ich Inhalte des Studiums mit echten Erfahrungen verknüpfen kann. Ein gutes Beispiel ist ein Projekt, bei dem wir ein Marketingkonzept erstellen mussten – das hatte ich in der Agentur bereits mehrfach gemacht.

Wertvoll ist auch mein Wissen aus den Kunden-Workshops oder -Meetings, die wir vor Kampagnen bei HK durchführen. Diese Herangehensweise – um herauszufinden, was dem Kunden wichtig ist – hilft mir jetzt, Aufgaben im Studium viel zielgerichteter anzugehen.

Ein weiterer Vorteil ist, dass ich viele Tools bereits aus der Praxis kenne – zum Beispiel Social Media und Google Ads, SEO etc.

Welche neuen Perspektiven oder Fähigkeiten hat dir das Studium bisher vermittelt?

Kenakale: Vor allem die Perspektive, wie ganzheitlich Marketing eigentlich gedacht werden muss.

Es geht nicht nur um Werbung oder Kommunikation – sondern um das gesamte Erleben eines Produkts oder einer Dienstleistung.

Dabei spielen so viele Faktoren eine Rolle: vom Produktdesign – also etwa der Frage, wie etwas besser aussehen, sich angenehmer anfühlen, riechen oder klingen kann – bis hin zur Preisgestaltung und zum Vertriebsort.

Aber auch die Frage, was begeistert Menschen wirklich? Wann fühlen sie sich abgeholt – nicht nur als Konsument:innen, sondern auch als Mitarbeitende oder Stakeholder?

Marketing ist viel mehr als nur ein Außenauftritt.

Was würdest du jemandem raten, der überlegt, neben dem Job ein Studium zu beginnen?

Kenakale: Ganz ehrlich: Es ist hart. Und schwierig zu vermitteln für jemanden, der selbst nicht drinsteckt.

Wenn du an einem sonnigen Samstag an der Hausarbeit sitzt, Sonntag für eine Klausur lernst und am Montag früh wieder im Job funktionieren musst, kommt man schon an seine Grenzen.

Aber trotz allem: Man wächst mit seinen Aufgaben! Wenn man wirklich Lust drauf hat und weiß, wofür man’s macht, dann geht es.

Es fordert einen heraus, aber genau das füttert auch den Ehrgeiz.

Hauptsache Kommunikation