Michel Lask, Designer bei Hauptsache Kommunikation, betrachtet KI als probate Helferin in der Praxis. „Ich nutze sie an unterschiedlichsten Stellen des Arbeitsprozesses – etwa für Redaktionelles. Zum Beispiel, wenn ich eine Zusammenfassung benötige oder eine Recherche gestartet habe.“
Auch bei technischen Vorgängen lässt sich der Kollege unterstützen. Für das Handling von Excel beispielsweise. „Ich lasse mir gern Formeln schreiben, um Tabellen zu sortieren oder Verknüpfungen herstellen zu lassen.“
Gleiches gilt für die Bildbearbeitung, so wird seiner Ansicht nach das Freistellen durch KI enorm erleichtert – wenn bestimmte Voraussetzungen gegeben sind.
„Wenn zum Beispiel bei einem Landschaftsbild der Hintergrund zu entfernen ist und klare Kanten bestehen, dann ist die KI schneller und besser, als wenn man es händisch macht.“ Auch Gesichtsausdrücke anzupassen (also jemanden freundlicher aussehen zu lassen) gehe gut mit der KI.
Bevorzugte Tools unseres Grafikdesigners sind ChatGPT und Photoshop beta (Adobe Firefly).
Dass (unsere) Berufsbilder verschwinden, sieht Michel nicht. „Sie werden sich ändern. Zum Beispiel kann man sich als Designer in der Analyse, Recherche oder Ideenfindung helfen lassen. So entstehen mehr Raum und Zeit für die Umsetzung und man kann diese entsprechend besser machen.“
An welchen Stellen wird seiner Meinung nach KI überschätzt?
Klare Antwort: „Bei der Individualisierung. Einer KI kannst Du im Briefing nicht den feinsinnigen Instinkt für einen Kunden vermitteln, den man mit der Zeit aufgebaut hat. Sie ersetzt nicht das menschliche Gefühl.“
Aber als Ausgangsbasis, möglicherweise auch dann, wenn zu einem zweiten Konzept noch ein drittes dazukommen soll, hilft sie.
Das sieht Kollege Malte Winkler, HK-Geschäftsführer, ähnlich: „KI wurde ja ein richtiger Hype und es gibt hier auch durchaus viele nützliche Anwendungen. Man darf aber die Nachteile nicht ausblenden, hochgepriesene Tools haben zum Teil nicht die versprochene Qualität.“
In der Kreation hält er die Möglichkeiten für sehr begrenzt, bisweilen sogar für gefährlich: „Die KI greift auf Vorhandenes zurück. Eine Kundin kam mit einem von einem KI-Tool gemachten Logo an – bei einem Recherche-Abgleich tauchte genau dieses Logo in einem ähnlichen Zusammenhang auf. Höchste Gefahr einer Urheberrechts-Verletzung!“
Hilfreich ist die neue Intelligenz aber auf jeden Fall in seinem Grafik-Arbeitsalltag. In Sachen Bildergenerierung, Bilderweiterung und Bildersuche ist sie eindeutig schneller als vergleichbare Anwendungen.
„Die KI ist schon weit entwickelt, hier ist aber auf jeden Fall noch Potential nach oben. Sie wird noch besser werden und einfacher zu handeln.“ Die Bildgenerierung ist für die Ausarbeitung von Shootings sehr hilfreich. z. B. um Briefings für den Fotografen zu erstellen, Räumlichkeiten zu planen, etc.
Auch in der Text-Generierung ist KI für Malte eine Option: Für Headline-Vorschläge, als Unterstützung für konzeptionelle Texte (wie Personas), oder einfach zum Kürzen der Meta Description. Doch auch hier eine Warnung: „Komplett KI-generierte Texte erkennt man!“
KI hilft unserem Kollegen auch bei der Lösung technischer Probleme: „Code hineinkopieren – eine schnelle Antwort ist wahrscheinlich. Prinzipiell würde ich zur Nutzung von KI sagen: unterstützend ja, Komplett-Ersatz niemals.“
Hier stimmt Michel Lask zu. Für Analyse und bei Routineaufgaben jederzeit KI. „Ich habe sie auch schon eingesetzt, um mir komplexe Zusammenhänge erklären zu lassen.“
Vor- und Nachteile in der Karriere der künstlichen Intelligenz sieht auch unsere Design-Kollegin Julia Odey.
„KI für mich als Designerin heißt, schneller zu arbeiten, aber auch ein bisschen Sorge um die Zukunft als Designerin …“
Julia nutzt KI bei der Fotobearbeitung (Photoshop) und der Bildrecherche. Überschätzt wird die künstliche Intelligenz ihrer Meinung nach bei der realen Darstellung von Menschen und Tieren: „Man sieht einfach (noch), dass es ein KI-Bild ist.“ Allerdings denkt sie auch, dass „KI mehr kann als wir können bzw. wissen; sie ist einfach noch nicht fertig entwickelt und noch in den Kinderschuhen.„
Für die Bildbearbeitung greift auch Sylvie Kenakale, HK-Grafikdesignerin, auf KI-Tools zurück. Um Hintergründe zu erweitern oder Gegenstände zu entfernen bzw. hinzuzufügen, hat sich KI als hilfreich erwiesen.
„Das funktioniert am besten bei Objekten, die im allgemeinen unklare Strukturen haben und im Bild nur unscharf zu sehen sind, wie Büsche oder Hecken im Hintergrund.“
Eine vollständige Übernahme kreativer Prozesse ohne Vor- oder Nacharbeit kann man der KI ihrer Meinung nach nicht übertragen. „Die KI ist nur so gut wie ihr Datensatz. Vor allem, wenn man diesen nicht selbst erstellt hat, muss man bei der Arbeit immer nochmal doppelt drüber gucken.“
Auch Sylvie ist der Ansicht, dass wir das Potenzial der Künstlichen Intelligenz unterschätzen und dass dies sich schneller entfalten wird, als wir denken. „Momentan gibt es hier und da noch kleine Fehler – diese werden schnell korrigiert werden.“
Also, wie sieht’s aus – wenn die KI so toll ist (oder wird), braucht man dann noch Werbe- und Kommunikationsagenturen?
Einhellige Meinung unserer Grafik-Abteilung: Ja!
Michel: „Es gilt, das Potenzial einer KI besser auszuschöpfen. Dafür braucht es eben auch eine spezielle Expertise. Fragen, welche Tools es überhaupt gibt, was die können und wie man sie handelt, können Kunden nicht so gut beantworten wie wir. Das wird eine Verlagerung unserer Arbeit mit sich bringen.“
Julia: „Die KI ist noch nicht perfekt und ihr fehlt die Empathie bzw. das Verständnis, was JETZT genau wichtig ist. Und was sie auch nicht kann: mal über den Tellerrand hinweg denken.“
Malte: „KI ist wie ein Taschenrechner. Wenn man Mathematik nicht versteht, nutzt er einem nichts. Komplexe Aufgaben muss man immer noch selbst lösen.“
Sylvie: „Der Kunde, das Unternehmen und die Menschen sind der KI egal. Es kann passieren, dass dieselben KI-Ergebnisse immer wieder für die Kommunikation unterschiedlicher Unternehmen eingesetzt werden. Individuelle, menschliche Kommunikation und Kontakte werden daher umso wertvoller.“