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„Videos sind nicht mehr wegzudenken!“

von | 18. Jan 2021 | Interviews

Marius Winkler, Filmer, Regisseur und Schnittspezialist in einer Person, bildet den krönenden Abschluss unserer fünfteiligen Serie „Kreative Fragen“. Der Hauptsache-Partner über typische Jobs, die Bedeutung von Stil und seinen ungewöhnlichsten Einsatz.

Marius, Du bist Filmer und Regisseur. Wie bist Du in diesen Beruf gekommen?
Marius Winkler: Tatsächlich irgendwie durch meinen Opa. Er hat von seinen Reisen immer Videos gedreht und mit 60 hat er dann einen Computer gekauft, um die Videos zu bearbeiten. Ich war damals 15 Jahre alt und habe ihm den Computer und die Software erklärt. Da habe ich gemerkt, dass ich selbst großen Spaß daran habe.

Wie ging‘s weiter?
Winkler
: Zuvor hatte ich ein Schülerpraktikum bei der Stadt Hofheim gemacht und meinen Praktikumsbericht mit einer Art Slide-Show aufgemotzt. Das Ergebnis kam so gut an, dass sogar der damalige Bürgermeister Rolf Felix mitschaute und fragte, ob ich diese noch erweitern könne. Dann würden sie diese auf dem „Tag der offenen Türen“ zeigen. Das war im Alter von etwa 13 Jahren mein erster bezahlter Auftrag. Dort sahen wiederum die Stadtwerke zu und wollten eine Slideshow mit bewegten Bildern. Mein zweiter Auftrag.

Wolltest Du das schon immer machen?
Winkler
: Die Entscheidung für einen kreativen Beruf kam durch ein freiwilliges Praktikum bei der deutschen Flugsicherung als ich in der 12. Klasse war. Ich habe zu dieser Zeit mein betriebswirtschaftliches Abitur gemacht. So richtig wusste ich damals nicht, was ich machen sollte. Das mit den Videos lief eher noch unter der Rubrik „Hobby“.
In diesem Praktikum war ich im kaufmännischen Bereich und hatte nicht wirklich Spaß. Anschließend sagte mein Ansprechpartner ehrlicherweise zu mir: „Herr Winkler, ein kaufmännischer Beruf ist nichts für Sie. Sie sind kreativ. Machen Sie etwas Kreatives.“ Das war mein Aha-Moment.

Wie sah Deine Ausbildung aus?
Winkler
: Ich habe mich für ein praxisbezogenes Studium entschieden. Dort wurden alle Produktionsschritte angerissen und man musste für sich entscheiden, wo man seine Schwerpunkte setzen möchte.
Vor dem Studium hat mich vor allem der Schnitt begeistert. Währenddessen kam die Arbeit mit der Kamera dazu. Mittlerweile ist es für mich das Schönste und Spannendste, wenn ich meine Kunden von A bis Z bei einem Projekt begleiten kann.

Wie viele Auftraggeber hast Du etwa?
Winkler
: Das schwankt. Ich habe zwei bis drei Kunden, für die ich regelmäßig Projekte durchführe. Hier und da kommen weitere dazu. Alles in allem sind es acht bis zehn.

Was sind typische Jobs?
Winkler
: Seit einigen Jahren produziere ich viele Erklärvideos. Diese können real gedreht sein oder auch komplett animiert. Ich produziere auch viele Video-Tutorials zu internen Softwarelösungen. Dazu kommen Eventdokumentationen, meist von Firmenevents wie Einweihungen, Karrieretage oder Leadership Meetings.

Was sind deine Stärken?
Winkler
: Neben technischen Aspekten im Videobereich sehe ich meine Stärken vor allem in der Kommunikation. Ich kann mich sehr gut und schnell in das jeweilige Produkt oder die Dienstleistung hineindenken. Meine Projekte gehe ich immer mit 100% Leidenschaft an. Ich möchte, dass sich meine Kunden auf mich verlassen können. Das wissen und schätzen sie auch. Selbst bei engen Deadlines finde ich immer eine Lösung. Selbst wenn es die ein oder andere Nachtschicht bedeutet.

Schwächen?
Winkler
: Bei meiner Arbeit bin ich Perfektionist und der Perfektionismus steht mir tatsächlich manchmal im Weg. Oft möchte ich zum Beispiel Takes wiederholen, weil Kleinigkeiten nicht gepasst haben. Auch wenn ich weiß, dass das vielleicht nur mir als Profi auffällt, lässt es mir es keine Ruhe.

Gibt es wie in der Kreation generell auch für Filmer Adaption, heißt: Dass Du in Projekte einsteigst, die schon begonnen wurden oder die Du im Corporate-Stil Bewegtbild weiterentwickeln musst?
Winkler
: Definitiv. Für einen meiner Kunden mache ich beispielsweise sehr oft ausschließlich Schnittarbeiten. Ich bekomme das Material und muss es dann zum fertigen Film zusammenschneiden. Oder ich schneide einen neuen Film aus vielen bestehenden.

Wie gehst Du generell methodisch ran?
Winkler
: Ich würde es so sagen: So wie es das Projekt erfordert. Ich habe keinen speziellen Leitfaden, nach dem ich jedes Projekt angehe und abarbeite. Das könnte die Kreativität einschränken. Wenn ich eine Eventdokumentation drehe, ist die Methodik eine andere als bei einem animierten Erklär-Film.

Wie erwähnt ist die enge Zusammenarbeit mit dem Kunden für mich das A und O. Die Projektziele erarbeite ich vorab in einem gemeinsamen Gespräch. Darauf baue ich dann ein Konzept auf. Während der Produktion kommt es aber fast immer vor, dass man noch auf die ein oder andere zusätzliche Idee kommt. Das finde ich gut und das muss meiner Meinung nach auch so sein.

Hast Du einen Stil?
Winkler
: Ja. Aber dieser Stil verändert sich immer wieder und immer weiter. Wenn ich mir Projekte anschaue, die ich vor vier bis fünf Jahren produziert habe, denke ich mir oft: „Meine Güte…. Das würde ich heute ganz anders machen.“
Ganz wichtig ist für mich, dass ich meinen Stil auch an den Bedürfnissen des Projekts und denen des Kunden ausrichte.

Was ist ein typisches Vorurteil gegenüber Filmern/Regisseuren?
Winkler
: Da fällt mir spontan nicht wirklich etwas ein.

Was kannst Du nicht bzw. woran bist Du mal grandios gescheitert?
Winkler
: Ich weiß, was ich nicht kann und mein Motto war schon immer: Wenn ich selbst weiß, dass ich es nicht kann, dann versuche ich es auch erst gar nicht. Mir ist es aber wichtig, Lösungen zu finden. Wenn mich also ein Kunde fragt, ob ich zum Beispiel eine 3D-Animation für ihn erstellen kann, dann sage ich, dass ich das nicht kann und dass es dafür Spezialisten gibt, die ich weiterempfehlen kann.

Wir haben zum Beispiel für den Imagefilm der Tierklinik Hofheim zusammengearbeitet. Typische Aufgabe?
Winkler
: Den Imagefilm für die Tierklinik Hofheim würde ich nicht als typische Aufgabe bezeichnen. Das war für mich schon ein Highlight-Projekt der letzten Jahre. Den Blick hinter die Kulissen bekommt nicht jeder.

Übrigens ist es das, was ich generell an meinem Job so liebe. Die Vielfältigkeit. Tag für Tag. Heute Tierklinik, morgen Firmenevent, übermorgen Erklärvideo zu einer neuen App.

Aber zurück zur Tierklinik: Das Besondere und Herausfordernde hier war: Einerseits die Interessen und Aussagen des Kunden Tierklinik zu berücksichtigen. Und andererseits auch die Kunden der Tierklinik im Hinterkopf zu haben. Das sind Tierbesitzer, die mit einem kranken Tier kommen. Keine schöne Situation für die Besitzer, denn sie sind in Sorge um ihr Tier. Umso wichtiger war es, bei diesem Projekt Bilder und Stimmungen einzufangen, die zeigen, wie gut und liebevoll die Tiere behandelt werden und dass hinter den Kulissen alles zum Wohl der Tiere getan wird.

Zufrieden mit dem Ergebnis?
Winkler
: Definitiv. Ich bin sehr zufrieden mit dem Ergebnis. Das merke ich daran, dass ich mir den Film immer wieder gerne anschaue.

Inwiefern hat die Tatsache, dass Kommunikation zunehmend im Netz stattfindet, das Filmbusiness verändert?
Winkler
: Sehr. Videos sind aus dem Netz nicht mehr weg zu denken. Mit Videos wird kommuniziert. Produkte, Dienstleistungen können in wenigen Minuten einem breiten Publikum schnell und einfach vorgestellt werden. Zu jeder Zeit. Vor ein paar Jahren wurden teure Werbeslots zur Primetime im TV verkauft. Weil es die einzige Zeit war, in der die breite Masse Werbung gesehen hat. Heute schaut jeder dafür auf sein Smartphone. Auch Führungskräfte oder Geschäftsführer können sich mit einer Videobotschaft relativ schnell und einfach an die Mitarbeiter wenden und diese beispielsweise über Unternehmensstrategien oder Quartalszahlen informieren.

Welches Projekt würdest Du gern noch machen?
Winkler
: Ich reise gerne und natürlich ist auf Reisen immer entsprechendes Video-Equipment dabei. Aus den Aufnahmen entstehen immer Leidenschafts-Projekte für den privaten Gebrauch. Wobei einige der Aufnahmen bei der Tierklinik Hofheim im Wartebereich zu sehen sind. Ich würde gerne mal Dokus, Imageclips über Reiseziele oder Sehenswürdigkeiten produzieren.

Ein weiterer Traum war es auch immer mal bei einer Doku über Grizzlybären mitzuwirken. Diese Tiere faszinieren mich einfach und wann immer eine Doku im TV zu sehen ist, schau ich mir diese an. Im Kleinen habe ich mir den Traum mit einer Reise nach Alaska schon erfüllt. Einige Grizzlybären habe ich dort gesehen und auch gefilmt.

Was war das Ungewöhnlichste, was Du machen durftest?
Winkler
: Das war ein Dreh zu einem Erklärvideo über Sprengstoffe samt Sprengung eines Autos.

Die obigen Bilder sind Screenshots aus dem Imagefilm für unseren Kunden Sozialer therapeutischer Drehpunkthttps://drehpunkt.org/organisation/imagefilm/

Mehr aus der Welt des Filmemachers Marius Winkler auf seiner Website: https://www.mariuswinkler.tv/

„Ich hatte von Anfang an Verantwortung“

„Ich hatte von Anfang an Verantwortung“

2 min.

Teil 1 einer kurzen Serie zu 15 Jahre Hauptsache Kommunikation: „Ehemalige HK-ler:innen erzählen“. Heute: Julia Höft, die uns mehrere Jahre lang als Werksstudentin unterstützt hat und inzwischen als Shopper Marketing Managerin in einem Pharmakonzern arbeitet.

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