Herr Nölke, wie sind Sie in diesen Beruf gekommen?
Uwe Nölke: Ich fotografiere seit meinem elften Lebensjahr und habe diese Leidenschaft dann später über Umwege zum Beruf gemacht.
Wollten Sie schon immer Fotograf werden?
Nölke: Der Wunsch, mein Hobby zum Beruf zu machen war schon sehr früh in mir gereift. Als Jugendlicher hatte ich zwischendurch natürlich auch mal andere Ideen, man muss sich ja erstmal orientieren. Da ich mit meinem Berufswunsch Fotograf damals auf starken Widerstand meiner gesamten Familie gestoßen bin, habe ich nach dem Abitur zunächst ein Ingenieurstudium für Computertechnik absolviert.
Wie sah Ihre Ausbildung aus?
Nölke: Ich bin Autodidakt. Habe mir alles selbst beigebracht und in den früheren Jahren an einigen umfangreichen Workshops internationaler Fotografen teilgenommen. Heute pflege ich meine Weiterbildung durch die regelmäßigen Fotografen-Workshops im PIC-Verband www.pic-verband.de. Dort bin ich inzwischen schon seit über 5 Jahren Vorstandsmitglied und vorwiegend für die inhaltliche Gestaltung unserer viermal jährlich stattfinden Workshops verantwortlich.
Wie viele Auftraggeber haben Sie bzw. aus welchen Bereichen rekrutieren sich diese?
Nölke: Ich habe sehr viele langjährige Stammkunden. Davon sind etwa 25 bis 30 mit regelmäßigen Aufträgen aktiv. Hier im Großraum Rhein-Main sind das vorwiegend Banken, internationale Rechtsanwaltskanzleien, die Big Five der Wirtschaftsprüfer, Beratungsfirmen und IT-Unternehmen. Hinzu kommen noch einige der großen Industrieverbände.
Haben Sie einen Schwerpunkt bspw. Landschaften oder Porträts?
Nölke: Mein Schwerpunkt ist die Businessfotografie und das ist vorwiegend People Fotografie. Es umfasst im Wesentlichen Businessportraits, Werbefotos, Fotos für Personalwerbung und Imagebroschüren sowie Testimonialwerbung und Geschäftsberichte. Darüber hinaus entfallen vielleicht so etwa 10 Prozent meiner Arbeit auf Architekturfotografie.
Was sind typische Jobs?
Nölke: Typische Jobs sind das Inszenieren von Arbeits- und Gesprächssituationen mit den Mitarbeitern des Kunden in deren Arbeitsumgebung. In den letzten Jahren waren das sehr viele Shootings für Kampagnen zur Personalrekrutierung oder Website-Gestaltung.
Was sind Ihre Stärken?
Nölke: Ich stehe für eine authentische Fotografie, die für Werbebotschaften und Unternehmenskommunikation vertrauensbildend ist. Meine besondere Stärke ist, dass ich sehr gut mit ganz normalen Menschen, die keine Fotomodels sind, arbeiten kann und es dabei immer wieder schaffe, dass Bilder entstehen, die nicht gestellt wirken und bei denen man spürt, dass sich die Protagonisten wohlfühlen. Selbst bei Standard-Businessportraits schaffe ich es immer, die Portraitierten sehr präsent und natürlich abzubilden. Ich glaube, eine große Stärke von mir ist, dass ich sehr schnell mit Menschen in Kontakt komme und es dadurch erreiche, dass man den Bildern das Wohlfühlen der abgebildeten Person ansieht und direkten Blickkontakt zu ihnen aufnehmen kann.
Schwächen?
Nölke: Schwer zu sagen. Weiß ich nicht so richtig, da ich das, was ich mache sehr gerne mache und schon über viele Jahre sehr erfolgreich damit bin.
Was für Arten von Aufträgen sind typisch?
Nölke: Ganz viel Businessportraits in unterschiedlichster Gestaltung und Ausprägung. Da ist immer sehr viel Bedarf und ich nenne das mein Brot- und Buttergeschäft. In den letzten Jahren habe ich sehr viel Fotografie für Testimonialwerbung und Personalmarketing produziert. Das hat dann auch vielfach eine Storytelling-Komponente, was mir sehr viel Spaß macht.
Wie gehen Sie methodisch an ein Projekt heran?
Nölke: Wenn mir Kunden noch nicht gut bekannt sind oder das Projekt eine wichtige Storytelling-Komponente hat, recherchiere ich erst mal intensiv das gesamte Umfeld. Das ermöglicht mir bessere Vorschläge zur visuellen, kreativen Umsetzung der Kommunikationsziele. Bei umfangreicheren Shootings entsteht zunächst immer ein detaillierter Shootingplan. Das passiert teilweise gemeinsam mit dem Kunden, oft aber auch direkt durch mich alleine. Dabei achte ich immer sehr drauf, dass für die Shootings der erforderliche Zeitbedarf für die Protagonisten nicht zu arg strapaziert wird. Zum einen sind das ja immer „Laienmodels“ und zum anderen stecken in allen Unternehmen heute die Mitarbeiter in einem engen zeitlichen Korsett.
Würden Sie sagen, dass Sie einen bestimmten Stil haben?
Nölke: Neben der bei Stärken beschriebenen Aspekte würde ich technische Stilmittel nennen. Fototechnisch liebe ich die sogenannte Offenblendfotografie, die die abgebildete Person vom Hintergrund löst, aber trotzdem noch in der Unschärfe ihr Umfeld erahnen lässt. Somit enthalten meine Fotos auch eine erzählerische Komponente. Bei der Lichtgestaltung bevorzuge ich helle Stimmungen. Ich mag keine dunklen Bilder.
Was ist ein typisches Vorurteil, das bezüglich Fotografen existiert?
Nölke: Unerfahrene Kunden denken oft, da kommt einer mit der Kamera und macht mal schnell ein paar Bilder. Das kann ja nicht so lange dauern. Diese Haltung erleben wir heute, wo jeder ständig mit seinem Smartphone fotografiert, viel öfter als früher. Wenn die Kunden dann während des Shootings sehen, wie wir arbeiten, ändert sich die Meinung ganz schnell und sie sind beeindruckt.
Was können Sie nicht, bzw. woran sind Sie mal grandios gescheitert?
Nölke: Ich möchte nicht überheblich klingen. Aber gescheitert bin ich noch nie. Was ich nicht kann und das liegt eigentlich daran, dass ich da kein Interesse dran habe, ist Autofotografie, Produktfotografie im Studio, sportliche Action- und Aktfotografie.
Was kann ein Foto, was andere Kunstformen nicht können?
Nölke: Fotografie kann ultrakurze Zeitpunkte einfrieren, sichtbar machen, bewahren und dabei auch noch sehr dokumentarisch sein.
Inwiefern hat sich Ihr Job angesichts des (digitalen) Wandels in der Kommunikation verändert?
Nölke: Die Kommunikation mit dem Kunden ist während des Shootings sehr viel interaktiver geworden. Ich bin im ständigen Dialog mit dem Kunden. Das liegt auch daran, dass ich das volle Potential der heutigen Digitaltechnik ausschöpfe und immer direkt aufs Notebook fotografiere. Der Kunde ist an der Bildentstehung beteiligt. Er kann während des gesamten Produktionsprozesses sehen, ob sein Kommunikationsziel erreicht wird oder überhaupt erfüllbar ist. Ich habe in dem Prozess ständig die Gelegenheit, meinen Kunden hinsichtlich der Bildgestaltung und -inhalte zu beraten und ihm zu erläutern, warum ich das gerade entstehende Bild so gestalte, wie ich es in dem Moment mache. In diesem Prozess entstehen oft auch neue kreative Ideen oder ganz neue Motive, die vorher niemand vorgedacht oder geplant hatte. Es finden also während des Shootings fast ständig Bildbesprechungen am Notebook statt.
Wir haben beispielsweise ein umfangreiches Shooting für die Main-Taunus-Verkehrsgesellschaft realisiert. Wie haben Sie die Kooperation wahrgenommen?
Nölke: Die Zusammenarbeit mit der Main-Taunus-Verkehrsgesellschaft und Hauptsache Kommunikation hat sehr gut geklappt, war top professionell und hat allen Beteiligten viel Spaß gemacht. Das Planungsmeeting, die Locationchecks und die gemeinsame Erarbeitung eines detaillierten Shootingplans für die beiden Produktionstage waren ganz wichtige Erfolgsfaktoren.
Was war das Ungewöhnlichste, was Sie machen durften?
Nölke: Das ungewöhnlichste Shooting hatte ich in der deutschen Bundesbank. Ich durfte unter schwerster Bewachung (bewaffnete Bundespolizei) den Goldschatz Deutschlands fotografieren und am Ende durften wir sogar noch ein Selfie mit dem Goldschatz im Hintergrund machen. Die Bilder wurden damals für innenbeleuchtete Displays im neuen Frankfurter Geldmuseum benötigt.
Mehr „Ansichten“ von Uwe Nölke unter: https://www.businessfotografie-schwerin.com