Die Themen „Unternehmenskommunikation“ und „Journalismus“ sind im Studiengang unseres Praktikanten Michael Hartmann zusammengefasst. Passt das?
Als wir ihm diese und andere Fragen zu seinem Fachbereich stellten, waren wir alle der Meinung, dass seine Antworten auch anderen Interessierten wie Praktikantinnen und Praktikanten, Schüler*innen oder Azubis zur Verfügung gestellt werden sollten.
Und schon war unsere aktuelle HK-Artikelserie „Neue Studiengänge“ geboren. Beginnend mit diesem Beitrag über seine eigene Fachrichtung, recherchierte er noch weitere interessante und vielleicht auch für manche noch ganz unbekannte Studiengänge.
Die Annäherung von Public Relations und Journalismus
Journalismus und Unternehmenskommunikation: Zwei unterschiedliche Fachbereiche, ein Studiengang. Ein Studiengang, den es in dieser Form vor 20 Jahren vermutlich niemals gegeben hätte.
Grund dafür? Die in diesem Studienfach vereinten Bereiche haben in der Regel komplett unterschiedliche Fokusse. Der Journalismus soll die allgemeinen Interessen der Öffentlichkeit darstellen und diese aufklären. Bei der PR-Arbeit stehen hingegen die Interessen des Absenders, in vielen Fällen Unternehmen, im Mittelpunkt. Deutschlandweit sind diese Fachbereiche inzwischen ein Studiengang an drei Hochschulen. Motive dafür? Die Grenzen zwischen den Bereichen verschwimmen. Und sicherlich können beide Seiten etwas von der jeweils anderen lernen.
Diesen Bachelor-Studiengang besuche ich seit fünf Semestern an der HMKW (Hochschule für Medien, Kommunikation und Wirtschaft) in Frankfurt am Main. Er wird in der Regel nach sechs Semestern mit einer Bachelorarbeit beendet und erfordert, im momentan von mir besuchten, fünften Semester ein sechsmonatiges Praktikum. Dies hat mich zu Hauptsache Kommunikation geführt, um erste Eindrücke aus der Kommunikationsbranche zu sammeln.
Die zunehmende Digitalisierung bringt für beide Berufsfelder einige Veränderungen mit sich: Eine anders agierende und deutlich auf digitale Inhalte fixierte Zielgruppe mit einer geringeren Aufmerksamkeitsspanne; sich dauerhaft verändernde und immer wieder erneuernde Medienkanäle und der immerwährende Drang nach neuen Informationen und Schlagzeilen. Dies sind nur ein paar der Veränderungen, denen sich beide Berufsfelder stellen müssen.
Gerade die Zunahme an neuen Medien und der sehr breiten Zielgruppe, die diese rezipiert, führt dazu, dass eine Vielzahl an Unternehmen ihre Öffentlichkeitsarbeit in Sozialen Medien selber abwickelt und somit nicht mehr zwingend auf Pressekonferenzen und die Arbeit der Journalisten angewiesen ist.
So kann ein Unternehmen im Zuge eines Produktlaunches heutzutage einfach einen YouTube– oder Twitch-Livestream starten und komplett ohne die journalistischen Berichterstatter ihr Produkt der Öffentlichkeit vorstellen. Bilanzzahlen könnten getwittert und der neue Vorstand auf Instagram vorgestellt werden. Dadurch ist auch der Journalismus genötigt, die PR-Inhalte anders aufzuarbeiten und mehr oder weniger gezwungen, sich an der Vielzahl neuer Medien zu orientieren. Dies wiederum führt zu einem strukturellen Umdenken in Redaktionen auf der ganzen Welt. Crossmediale Konzepte werden überall diskutiert. Auch in meinem Studiengang.
Vor dem Hintergrund, dass sich besagte Branchen in einem Veränderungsprozess befinden, ist alleine schon das Konzept hinter meinem Studiengang von innovativer Natur. Ich erlebte während meiner ersten vier Semester einen starken Bezug zur Praxis, so z.B. haben viele Dozenten schon in beiden Fachbereichen gearbeitet. Das regelmäßige Entwickeln eigener Geschäftsmodelle ist genauso Teil des Unterrichts wie der Fokus auf die zunehmende Medienkonvergenz, etlichen Exkursionen zu Agenturen, dem HR (Hessischen Rundfunk) und Dienstleistern aus der Kommunikations- und Marketingbranche.
Ein Beispiel dafür, wie in meinem Studiengang mit der Entwicklung umgegangen wird: Während der ersten vier Semester lernte ich in Kursen zum Fach TV-Journalismus, wie ich eigene filmische Inhalte drehe, den Ton aufnehme und getätigte Aufnahmen editiere. Diese Vereinigung von drei eigentlich eigenständigen Aufgabenfeldern ist ein Resultat aus der Zunahme von digitalen Inhalten. Als Video-Journalist lassen sich somit im Alleingang Beiträge für TV- und Online-News erstellen, was ihn in seiner Tätigkeit effektiver macht und dem Druck nach schnellem Videomaterial zu Nachrichtenmeldungen gerecht wird.
Darüber hinaus lernt man, je nach Modul: das Erstellen von Podcasts, das Planen und Erstellen von Social-Media-Auftritten, das Konzipieren eigener Web-Inhalte mithilfe von WordPress, die Anwendung von Marketing-Maßnahmen im Zusammenhang mit eigens erstellten Geschäftsmodellen und -ideen sowie wirtschaftliche Grundlagen.
Aber natürlich kommen auch die Methoden der „klassischen journalistischen Arbeit“, bestehend aus den verschiedenen Darstellungsformen bis hin zum Verfassen von Pressemitteilungen und Ähnlichem, nicht zu kurz.
Berufsbilder auf beiden Seiten gibt es einige. Journalismus-Interessierte werden sich nach Abschluss des Bachelors eher nach einem Volontariat umschauen, um tiefergehende Erfahrungen im redaktionellen Arbeiten und dem Schreiben von Artikeln zu sammeln. Berufswege in die Unternehmenskommunikation sind vermutlich vielfältiger als die des Journalismus, doch auch dort lohnt es sich, nach Abschluss des Bachelors, noch eine Spezialisierung durch einen Master vorzunehmen. Ein Beispiel hierfür wäre etwa der Master-Studiengang „Digitales Marketing“.
Gerade im Zeitalter der zunehmenden Digitalisierung und Globalisierung wird das Zusammenspiel von Kreation und Kommunikation immer wichtiger. In einem Wirrwarr aus Informationen und Botschaften geht es heutzutage mehr denn je darum, sich vom Rest der Konkurrenz abzuheben, und die Kommunikation zielgruppenadäquat zu gestalten. Advertorials, Influencer Marketing, Guerilla Marketing an öffentlichen Plätzen, komplett digitalisierte Tageszeitungen und Nachrichten im Podcast-Format sind nur ein paar der Entwicklungen, die entstehen, wenn man Kreation, Digitalisierung und Kommunikation unter einen Hut bringen muss.