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Von totesten Mäusen und gewandten Würstchen

von | 30. Jan 2023 | Fachthemen

Haben Sie sich zu Beginn des neuen Jahres auch gute Vorsätze vorgenommen – oder direkt wieder über den Haufen geworfen? Wie auch immer. Wir greifen Ihnen ein wenig unter die Arme mit diesem Beitrag, in dem es um typische Fehler in unserer Alltagssprache geht.

Kein Vorwurf! Sogar in renommierten Nachrichtenmedien hört und liest man sie zuhauf. Sie sind derart in den allgemeinen Sprachgebrauch übergegangen, dass sie vertraut und damit korrekt wirken. Trotzdem schön, wenn man weiß, wie es richtig heißen muss. Könnte doch ein guter Vorsatz sein, diese 5 Sprachfehler von nun an zu vermeiden.

Im Januar diesen Jahres

… widmen wir uns also beliebten Fehlern. Ist Ihnen etwas aufgefallen? Hier war schon der erste Grammatikverstoß versteckt. Im Januar dieses Jahres muss es heißen. Denn das Demonstrativpronomen muss dem im Genitiv stehenden Nomen angepasst werden.

Vermutlich machen so viele den Fehler, weil es durch Sätze, wie „Anfang nächsten Jahres mache ich diesen Fehler nicht mehr“ oder „Im Dezember vergangenen Jahres wusste ich das noch nicht“ vertraut und richtig klingt, das „n“ statt des „s“ anzuhängen. Um beide Fälle unterscheiden zu können, fragen Sie sich einfach, ob Sie noch einen Artikel vor das besagte Wort stellen können („Anfang des nächsten Jahres“, „Im Dezember des vergangenen Jahres“) oder nicht („Im Januar des diesen Jahres“ ergibt keinen Sinn).

Letzte Woche

Apropos „im Dezember vergangenen Jahres“: Klingt das richtig für Sie? Ist es auch! Allerdings wird es nur selten so gesagt. Im Alltag hört man vielmehr die Formulierung „im Dezember letzten Jahres“, ebenso wie „letzte Woche“, „letzten Mittwoch“, „letztes Weihnachten“. Inhaltlich ist es aber falsch, weil sich das Wort „letzte“ auf etwas beziehen müsste, was es danach nicht mehr gibt, das Letzte seiner Art also.

Bevor also die Welt untergeht oder ein Mensch ablebt, muss bei Zeitangaben in der Regel von „vergangener Woche“ etc. die Rede sein. Es sei denn, es geht tatsächlich um ein finales Beispiel, etwa „der letzte Freitag vor Ferienbeginn“ oder „auf seinem letzten Konzert“.

Gewandt oder gewendet

Da Sie nun bereits einige Fragen gestellt bekamen, hier noch eine: Habe ich mich als Autor dieses Textes an Sie beziehungsweise meine Leser gewandt oder gewendet? Auch ein Fehler, dem man immer wieder begegnet, nicht grundlos. Denn man muss unterscheiden, ob es sich bei dem Wort „wenden“ um die sogenannte transitive Form (etwas wenden) oder die reflexive Form, erkennbar am Reflexivpronomen „sich“ (sich wenden), handelt. Im ersten Fall nutzt man die Konjugation „gewendet“, zum Beispiel: „Ich habe das Auto gewendet“, „Er hat die Würstchen auf dem Grill gewendet“.

Im eingangs gefragten Fall muss es „gewandt“ heißen, denn: „Ich habe mich an meine Leser gewandt“, oder auch „seine Freunde haben sich von ihm abgewandt“. Allerdings ist nicht zu leugnen: Deutsche Sprache, schwere Sprache. Denn es gibt auch Beispiele, die trotz Reflexivpronomen „gewendet“ erfordern, etwa „Das Blatt hat sich gewendet“, und nicht: „Das Blatt hat sich gewandt.“

Scheinbar oder anscheinend

Scheinbar muss man sich bei der deutschen Sprache also immer wieder auf Ausnahmen einstellen. Korrekter Satz? Nicht ganz. Denn hier hätte man das Wort „anscheinend“ nutzen müssen. Obwohl viele die Wörter „scheinbar“ und „anscheinend“ synonym benutzen, also, als ob sie dieselbe Bedeutung hätten, ist diese unterschiedlich. Denn „scheinbar“ verwendet man, wenn etwas nur den Anschein hat, so zu sein – aber in Wirklichkeit nicht so ist. Zum Beispiel: „Die Zeit stand scheinbar still“ oder „Die Wüste zieht sich scheinbar endlos hin“.

In unserem Fall ist es in der Tat so, dass die deutsche Sprache viele Ausnahmen enthält. Man verwendet also „anscheinend“, weil die Tatsache vermutlich so ist, wie beschrieben. Daher müssen Sätze, wie „Er hat anscheinend nicht zugehört“ und „Es war ihr anscheinend egal“ meistens (!) mit „anscheinend“ gebildet werden. Andererseits wäre damit gemeint, dass er nur vorgab, zuzuhören und sie hätte die Gleichgültigkeit nur vorgetäuscht.

In keinster Weise und der einzigste Mensch

Fazit: Es ist in keinster Weise einfach, mit Hilfe deutscher Grammatikregeln sämtliche Fehler auszumerzen. Nämlich auch hierbei – bei „in keinster Weise“ – handelt es sich um einen häufigen, in die Alltagssprache eingedrungenen Grammatikfehler. Er entsteht durch die Absicht, eine Aussage zu verstärken, indem man das Adjektiv steigert. Da es sich bei dem Wort „keiner“ jedoch um ein absolutes Wort handelt, ist das strenggenommen nicht möglich – ebenso wie „die arbeitsloseste Frau“, „die toteste Maus“ oder „auf jedsten Fall“.

Um denselben Fehler handelt es sich übrigens bei Formulierungen, wie „der einzigste Mensch auf Erden“. Denn auch hier wird ein absolutes Wort gesteigert, es kann daher nur den „einzigen Menschen auf Erden“ geben. Trotzdem werden beide Formen der Übertreibung als Stilmittel genutzt, um eine besondere Einzigartigkeit oder Unmöglichkeit zu betonen, etwa: „Du bist die Einzigste für mich“ oder „Ich bin der Einzigste, der all diese Sprachfehler von nun an nicht mehr begehen wird!“ Zwinkersmiley.

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