“Ohne PDF geht gar nichts”, antwortet Michel Lask, Grafiker bei Hauptsache Kommunikation, als er nach der Bedeutung des Portable Document Formats (kurz PDF) gefragt wird.
In diesem Jahr feiert das Dateiformat runden Geburtstag. Vor genau dreißig Jahren wurde die erste Version vom heutigen Software-Giganten Adobe Inc. vorgestellt. “Das PDF hat vieles Andere einfacher oder obsolet gemacht”, sagt Lask. “Und noch heute entwickelt sich das Format weiter.”
Wir blicken zum Jubiläum zurück: Wo und wie ist die Idee hinter dem PDF entstanden? Welche Meilensteine enthält die Folgegeschichte? Und warum können PDFs heute von allen Menschen mit Endgeräten kostenlos geöffnet werden? Die Zeitreise beginnt im Jahr 1982, elf Jahre vor der Einführung von PDF 1.0 …
1982
Charles Geschke und John Warnock gründen die Firma Adobe Systems Inc. (heute Adobe Inc.). Die beiden US-Amerikaner kennen sich aus gemeinsamen Zeiten im Forschungszentrum Xerox PARC.
Zentrales Ergebnis ihrer dortigen Zusammenarbeit war die Seitenbeschreibungssprache Interpress, die sie bei Adobe zu PostScript weiterentwickeln. PostScript baut auf der Idee auf, Seiten hardwareunabhängig und in der Optik eines potenziellen Ausdruckes anzuzeigen.
1990
Warnock arbeitet unter dem Titel “The Camelot Project” an einem neuen Dokumententyp, der wiederum auf PostScript aufbauen und den geräteübergreifenden Austausch von Dokumenten erlauben sollte.
Ziel ist es, dass “ein Unternehmen effektiv Dokumente aus jeder Anwendung erfassen, elektronische Versionen dieser Dokumente überall hin senden und diese Dokumente auf jedem Gerät anzeigen und drucken kann“, schreibt Warnock Anfang der 90er Jahre.
1993
Aus Camelot wird Portable Document Format (PDF).
Am 15. Juni stellt Adobe PDF 1.0 vor. Die erste Version enthält interne Links, Lesezeichen und eingebettete Schriftarten, unterstützt allerdings ausschließlich das RGB-Farbspektrum.
Um PDF-Dateien ansehen zu können, wird der noch heute genutzte “Adobe Acrobat Reader” benötigt – und zwar zu einem stolzen Preis von 50 US-Dollar pro Monat, was den Durchbruch des Formates zunächst verhindert.
1994
Immer wieder stellt Adobe in der Folge neue PDF-Versionen vor. PDF 1.1. ist mit Passwörtern verschlüsselbar, erlaubt das Einfügen von externen Links und kann vom Betrachter kommentiert werden. Der “Acrobat Reader” ist zudem ab sofort kostenlos erhältlich.
1995
Eine weitere PDF-Version unterstützt erstmals CMYK-Farben und kann in Druckvorstufen verwendet werden.
„Ein wunderbar wandelbares Format, mit dem man unheimlich viel bewerkstelligen kann.“
1996
Neues Jahr, nächste Neuerung: Die Integration ausfüllbarer Formulare wird als Update vorgestellt.
2001
PDF ist erstmals mit Microsoft-Produkten kompatibel. Unter anderem Word- und Power-Point-Dateien lassen sich nun in PDF konvertieren.
2008
PDF wird zum ISO-Standard. Damit gehört das Format nicht mehr exklusiv Adobe und wird von der International Organization for Standardisation (ISO) verwaltet.
Es steht der Öffentlichkeit ab sofort dauerhaft kostenlos zur Verfügung. Die Ausnahme: Ausgewählte Funktionen sind bis heute an bestimmte (Adobe-)Programme geknüpft.
2012
Die ISO verabschiedet den Standard PDF/UA. “UA” steht für Universal Accessibility und definiert Standards für barrierefreie Dokumente. Durch den Einsatz technologischer Hilfsmittel sollen PDF-Dateien auch für Menschen mit Seheinschränkungen zugänglich sein.
2015
Die neu eingeführte “Adobe Document Cloud” erlaubt es, orts- und geräteunabhängig auf hochgeladene PDF-Dateien zuzugreifen.
2020
Adobe stellt “Liquid Mode” als Neuerung vor. Mit Hilfe der KI Adobe Sensei können PDFs auf mobilen Endgeräten optisch optimiert werden. Ein Fingerzeig, dass die Entwicklung des vor dreißig Jahren geschaffenen Dateiformats noch immer nicht abgeschlossen ist!
„Ohne PDF geht gar nichts!“
“PDF ist zu einem absoluten Standardformular geworden, das uns überall im Alltag begegnet und oftmals die Norm ist”, fasst Michel Lask zusammen.
“Bei uns in der Agentur ist es das Endprodukt der meisten Dinge, die in die Druckerei gehen. Ein wunderbar wandelbares Format, mit dem man unheimlich viel bewerkstelligen kann. Dateien für den Druck oder E-Mail-Verkehr optimieren, Formulare bauen und Präsentationen erstellen beispielsweise. Wie gesagt: Ohne PDF geht gar nichts!”