App runterladen, registrieren, Fahrt buchen, losfahren – seit einem guten halben Jahr ist das elektrische On-Demand-Fahrzeug auf Hofheims Straßen unterwegs.
Ilka Reinisch, zuständig für Vertrieb und Marketing bei der Main-Taunus-Verkehrsgesellschaft (MTV), gewährt uns im Interview Rück- und Einblicke in das flexible Nahverkehrsangebot.
Frau Reinisch, seit einem halben Jahr kann man sich in Hofheim mit dem On-Demand-Shuttle „Colibri“ fortbewegen. Wie sieht Ihre Zwischenbilanz aus?
Ilka Reinisch: Wir sind mit der Zwischenbilanz sehr zufrieden und haben mit dem System aus digitaler Info – Buchung – Zahlung wenig Anpassungsschwierigkeiten. Die Fahrzeuge fahren mit guter Verfügbarkeit.
Dennoch gibt es noch Verbesserungs- und Wachstumspotenzial, etwa bei der Zusammenführung von Fahrten, dem sogenannten „Pooling“.
Wie funktioniert das Produkt – in wenigen Sätzen ausgedrückt?
Reinisch: Kurz: App runterladen, registrieren, Fahrt via App buchen und losfahren.
Ausführlicher: Das Colibri, elektrisch angetriebene Kleinbusse mit 8 Sitzplätzen, welche Fahrgäste auf Bestellung abholen und sie komfortabel und umweltfreundlich ans Ziel bringen.
Am besten wird das Colibri per App mit dem Smartphone gebucht und auch bezahlt. Zu finden ist die App unter dem Namen „RMV On-Demand“ im App Store oder Google Play Store. Alternativ ist auch eine telefonische Bestellung möglich.
Das Colibri fährt innerhalb der Hofheimer Kernstadt und allen Stadtteilen. Start und Ziel müssen keine Bushaltestellen sein, vielmehr gibt es gut verteilt im ganzen Stadtgebiet über 400 Haltepunkte.
Für die Beförderung von Fahrgästen, die auf einen Rollstuhl angewiesen sind, steht ein speziell umgebautes Fahrzeug zur Verfügung.
Wie hat die Kundschaft Colibri angenommen?
Reinisch: Wir sind durchaus zufrieden, die Fahrzeuge werden im Stadtgebiet wahrgenommen: „Das habe ich schon gesehen“; man ist neugierig, wie das neue Angebot funktioniert. Und die, die es ausprobiert haben, nutzen es dann auch häufiger.
Die App, die Bedienzeiten, der Tarif, die Haltepunkte und die Fahrzeuge finden eine hohe Akzeptanz. Das Colibri wird von Fahrgästen gut bis sehr gut bewertet. Es hat viele Mehrfach- und Intensivnutzer, also die Kunden, die einmal damit gefahren sind, bleiben dem Produkt treu.
An welche Zielgruppen richtet sich das Angebot in erster Linie und inwiefern war die Kommunikation in dieser Hinsicht eine Herausforderung?
Reinisch: In erster Linie richtet sich das Produkt an Kunden, die es für Besorgungs- und Freizeitaktivitäten nutzen. Das liegt auch an den Bedienzeiten, das Colibri fährt abends, nachts und an Wochenenden in diesen Zeiten auch ausgedehnter.
So ist es nur konsequent, dass seit Januar verstärkt auch die Berufspendler, durch die Integration des Anschluss-Sammel-Taxis am Busbahnhof Hofheim, angesprochen werden.
Das Angebot richtet sich an alle Altersgruppen und das ist auch die Herausforderung in der Kommunikation – eine zielgruppengerechte Ansprache.
So starten wir z.B. im Frühjahr eine Kommunikationsoffensive, die für Senioren ausgerichtet ist; hierfür haben wir u.a. eine Broschüre aufgelegt, die speziell diese Zielgruppe anspricht.
An welchen Stellen hakt es noch bzw. wo muss eventuell noch nachgebessert werden?
Reinisch: Derzeit fährt das Colibri als Pilotprojekt nur in der Stadt Hofheim, viele Kundinnen und Kunden wünschen sich eine Ausweitung auf den gesamten MTK.
Die Idee des Kooperationsprojektes mit dem RMV ist, dass z.B. der erste Kilometer in Hofheim im Colibri gefahren wird, die Fahrgäste dann in den Zug nach Frankfurt umsteigen und den letzten Kilometer dort im On-Demand-Shuttle „Knut“ zurücklegen.
Zudem arbeiten wir daran, die softwaregestützte Pooling-Rate zu erhöhen, damit Leer(fahrten)kilometer gesenkt werden und die finanzielle Situation weiter verbessert werden kann.
Sind Sie selbst schon mit dem Colibri gefahren?
Reinisch: Nicht als gebuchter Fahrgast, da ich keine Hofheimer Bürgerin bin. Aber als Mitfahrerin kann ich bestätigen, dass das Fahren im Colibri ein tolles Fahrgefühl vermittelt, gerade weil es ein großes, komfortables Elektroauto und daher sehr leise und auch sauber ist.
Ist das AST damit Geschichte?
Reinisch: Nein. Solange das Colibri nicht im gesamten MTK fährt, bleibt das Anruf-Sammel-Taxi als Bedarfsverkehr bestehen.
Auch in Hofheim muss man schauen, wie sich die Fahrgastzahlen und damit auch die Finanzierung entwickeln. Derzeit schauen wir, gemeinsam mit der Stadt Hofheim, ob das Projekt fortgeführt wird.
Wie haben Sie die Zusammenarbeit mit Hauptsache Kommunikation für dieses Projekt wahrgenommen?
Reinisch: Die Main-Taunus-Verkehrsgesellschaft arbeitet schon viele Jahre mit Hauptsache Kommunikation in sehr guter und enger Absprache zusammen.
Das Entwickeln von Ideen, gerade für ein Projekt wie das Colibri ist immer ein sehr spannender Prozess. Hauptsache Kommunikation geht genau damit sehr kreativ und sensibel um, indem alle Argumente und Wünsche sehr ernst genommen werden – das schätze ich sehr.
Auch die Frankfurter Rundschau berichtete über den Erfolg des MTV-Angebots: https://www.fr.de/rhein-main/main-taunus-kreis/hofheim-ort74520/colibri-kleinbusse-bewaehren-sich-92101609.html